Dienstag, 16. Juni 2015

Anne Meara und King of Queens



Es ist nicht einmal einen Monat her, dass Anne Meara im Alter von 85 Jahren verstarb. Anne Meara? Na, die Mutter von Ben Stiller und die Ehefrau von Jerry Stiller. 61 Jahre waren Anne Meara und Jerry Stiller ein Paar, sowohl beruflich als auch privat. Eine Seltenheit im Show Business. In vielen Filmen hatten sie immer eine sonderbare Beziehung. Im Film „Zoolander“ spielte Meara eine politische Aktivistin, die gegen Maury Ballstein (gespielt von Jerry Stiller) protestierte. In „The Independet“ spielte Meara die Ehefrau eines B-Movie-Stars, der seine Frau ständig betrog. Und in Deutschland dürfte die Serie „King of Queens“ unvergesslich bleiben. Dort spielte Jerry Stiller den kauzigen, eigensinnigen Schwiegervater aus dem Keller namens Arthur Spooner. Umworben wurde Arthur von Spencers Mutter, die von Anne Meara verkörpert wurde. Doch Arthur hat nie Interesse an der lüsternen, alten Frau gezeigt. Im Grunde genommen waren Stiller und Meara der einzige Grund, um sich „King of Queens“ anzuschauen. Und wieso eigentlich nicht nach dem Ableben von Meara die Serie wiederholen?

Dazu sollte man sich im Vorfeld die Rezension der New York Times durchlesen. Darin wird die US-Sitcom als Gegenentwurf zu den damals zeitgenössischen Produktionen dargestellt. Der Paketzusteller Douglas Heffernan als Hauptcharakter, während sonst Banker und andere hohe Persönlichkeiten auf der Leinwand zu sehen sind. Das stimmt sicherlich. Doch wenn man sich Kevin James als Douglas Heffernan anschaut kriegt man das Grausen. Heffernan ist ein abschreckendes Beispiel für Dummheit, Kindlichkeit sowie Raffgier und hat damit keinerlei Vorbildfunktion. Für jeden Postbediensteten ist Heffernan eine Beleidigung, obwohl er Gewerkschafter ist.

Allerdings ist es diese Unzulänglichkeit, die die Serie bedingt sehenswert macht. Es ist die Zügellosigkeit der gehobenen Unterschicht, die exemplarisch für die Zeit vor der Lehman-Pleite steht. Alle waren raffgierig und wollten Eigentum anhäufen. Dazu wurden Kredite aufgenommen, man konnte sie ja in ferner Zukunft abzahlen. Neues Auto, Haus, Swimmingpool, Motorrad, alles konnte man kaufen, und alles wurde gekauft. Und selbst Casinos und Reisen waren möglich für den kleinen Mann. Schließlich ist das Leben eine Reise im endlosen Spiel Monopoly.

Doch wenn man nun der Unter- und Mittelschicht die Schuld an der Finanzkrise gibt, liegt man falsch. Schließlich waren es ja die Banken, die bereitwillig Kredite vergaben. Und so ist es selbst heute noch, indem jeden Antragsteller ein Hauskredit zugebilligt wird. Denn bevor die Bank gar kein Geld macht, vergibt sie lieber Kredite. Diese sind ja nämlich versichert. Kann also der Kreditnehmer seine Schulden nicht zahlen, wird entweder das Haus gepfändet oder ein Gläubiger wird zur Kasse gebeten. Und zur Not gibt es ja immer noch die Kreditausfallversicherungen. Das Lustige dabei ist, dass die Banken dabei doppelt kassieren. Einerseits haben sie die Hauskredite schon längst gebündelt verkauft, und andererseits kassieren sie monatlich die Kreditraten. Ganz schön schlau! Insofern wären doch Banker bessere Serienhelden. Auf alle Fälle besser als Kevin James in „King of Queens“.

Denn diese Serie ist überhaupt nicht stringent, weil in fast jeder Staffel eine neue Version des ersten Dates zwischen Doug und seiner Frau Carry gezeigt werden. Und dann hat Doug eine Schwester, dann ist er auf einmal Einzelkind. Ebenfalls so seine Frau Carry. Die Serie hatte also kein schlüssiges Konzept und lebte eigentlich nur von den Charakteren Doug und seinem Schwiegervater Arthur, wobei letzterer der einzige Grund zum Einschalten war. Schließlich überzeugte Kevin James als Doug weder schauspielerisch noch humoristisch.

Anhand dieser Serie wird das altbackende Konzept einer US-Sitcom deutlich: Die einzelnen Szenen werden live vor Publikum aufgeführt und aufgenommen. Da es an echten Witzen in dieser Serie mangelte, erleuchtete ständig ein Schild mit der Aufschrift „Lachen“. Und die Zuschauer lachten anschließend. Dadurch dass diese Lacher ebenfalls aufgezeichnet wurden, lachten also die Zuschauer auch hinterm Fernseher. Selbst bei der Synchronisation ins Deutsche wurden die Lacher beibehalten, weswegen die deutschen Zuschauer auch über langweilige, vorhersehbare Belanglosigkeiten lachen konnten. Und die gab es zuhauf bei „King of Queens“.

Jedoch eine Ausnahme: Jerry Stiller als Arthur und Anne Meara als Spence‘ Mutter Veronica Olchin. Beide Schauspieler brillierten und sorgten für echte Lacher, weil sie ihren Witz als unberechenbar erkannten. An beiden zeigt sich ihr Improvisationstalent. Umso bedauernswerter ist es, dass man zukünftig nie wieder Jerry Stiller und Anne Meara gemeinsam vor der Kamera sehen wird.

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