Sonntag, 22. Februar 2015

Wie Facebook unser Leben bestimmt



Ich habe ein Facebook-Profil, das ist allerdings ein Fake. Denn unter meinem Namen findet man mich da nicht, es ist auch kein Bild von mir eingestellt. Doch recht unterhaltsam und lehrreich ist es trotzdem.

So kriege ich von Facebook regelmäßig Unbekannte als Freunde vorgeschlagen. Das mache ich dann auch. Gleichzeitig suche ich aber auch neue Kontakte und füge diese als Freunde hinzu. Facebook versteht sich nämlich als große Freundschaftsmaschine.

Doch eine Sache ist verwunderlich. Ich kann nicht unbegrenzt Freunde hinzufügen, obwohl mir immer neue Freunde vorgeschlagen werden. Was soll das also? Beispielsweise kann ich Menschen aus Polen und Brasilien als Freunde hinzufügen, doch Facebook verweigert sich sehr oft bei türkischen und anderen muslimischen Mitmenschen.

Solche Einstellungen bei Facebook muten wie eine Äußerung eines ehemaligen Kommilitonen an, der mittlerweile wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Münster ist. Der gute Mann, den ich besser ‘mal nicht namentlich erwähne, meinte einmal über deutsch-türkische Mischbeziehungen: „Deutsche und Türken passen nicht zusammen.“ Oha, und das sagt ein Pädagoge.

Solche Äußerungen erwartet man von anderen. Selbst mein Vater, ein weltoffener Ossi mit einem Faible für Indien und Lateinamerika, sagte einmal: „Henning wird einmal in einem Serail [Serail: Palast oder Residenz eines türkischen Herrschers, eigene Anmerkung] mit einer Khan-Tochter [Khan: zentral- und mittelasiatischer Herrschertitel, eigene Anmerkung] wohnen.“ Zwar verwechselte mein Vater da zwei Kulturen, doch mir schmeichelte diese Äußerung ungemein.

Somit ist mein Vater kulturell offener als Fratzenbuch und der münstersche Erziehungswissenschaftler. Zumindest macht mir meine Vater keine Bestimmungen oder Vorhaltungen, wer zu mir passt und wer nicht. Dagegen sollte vielleicht der Erziehungswissenschaftler aus Münster nicht so oft bei Fratzenbuch aktiv sein.

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