Montag, 24. November 2014

Die Doppelmoral



Mein Trainer ist ein Öko, aber nicht parteipolitisch gebunden. Das ist nicht weiter wild. Doch manchmal ist der Ökologismus ziemlich missionarisch. Auch nicht schlimm. Aber jedenfalls tragen Grüne und Ökos immer den Glauben in sich, die alleinige und absolute Wahrheit zu verkörpern. Wie gesagt ist mein Trainer harmlos. Wenn er zum Essen einladet und kocht, hat er genau berechnet, wie weil tierische Produkte jeder zu sich nimmt. 250 Gramm Fleisch pro Person gilt als gut. Dabei orientiert er sich am Durchschnittswert, was Nahrungswissenschaftler und Mediziner empfehlen. Doch kann ein Individuum jemals durchschnittlich sein? Diesen Gedanken finde ich lustig.

Zumindest verkörpert mein Trainer die ganze grüne Ideologie gesamtheitlich ehrlich. Er fliegt nämlich nie in den Urlaub. Berufsbedingt muss er zwar regelmäßig Flugzeuge besteigen, aber bei seiner privaten Öko-Bilanz passt er auf. Das finde ich ehrlich und gut.

Allerdings habe ich einen Kollegen, der bei Bündnis‘90/Den Grünen mitmacht und auf kommunaler Ebene mitwirkt. Dieser besagte Kollege war letztens im Urlaub. Also fragte ich ihn nach seiner Rückkehr, wo er war. „Spanien.“ Anschließend fragte ich ihn, wie er es fand. „Gut“, es folgte eine Beschreibung des Urlaubs. Abschließend wollte ich noch misstrauischerweise erfahren, wie er nach Spanien gelangte: „Bist Du mit Auto, Bahn oder Flugzeug nach Spanien?“ Er ist geflogen. Nun wollte ich doch noch wissen, wie er das mit seinem grünen Bewusstsein vereinbaren könne. „Ich spare das ganze Jahr über an CO₂-Emissionen, so dass ich mir den Urlaub besten Gewissens leisten konnte.“

Und so verwundert mich eine Studie zum Reiseverhalten der Grünen auch nicht, die vor zwei Woche veröffentlicht wurde. Aus dem Bericht ging hervor, dass die Grünenwähler am meisten und am liebsten ins Flugzeug steigen. SPIEGEL Online nannte das spöttisch: „Bahn predigen, Business fliegen“. Das ist Doppelmoral.

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