Sonntag, 30. November 2014

Der Soli bei Günther Jauch

Es ist Sonntag kurz vor 21.30. Gleich läuft die Talk-Runde bei Günther Jauch, dem blassen Gastgeber mit oftmals heißen Themen und lauen Inhalten zur guter Sendezeit. Es geht um den Soli, dem Solidaritätszuschlag, den alle Erwerbstätigen in Deutschland zusätzlich zur Einkommenssteuer zahlen müssen. Leicht zu verwechseln mit dem Länderfinanzausgleich. Denn das ist etwas anderes.

Im heutigen „Bericht aus Berlin“von der ARD wurde der schöne Osten Deutschlands und der durch Verfall bedrohte Westen beschrieben. Hier die glänzenden Fassaden und guten Straßen und dort die brüchigen Straßen und anderer Investitionsbedarf. Doch selbst Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kreidete den Bericht über den Soli als mangelhaft an. Und fragt man Politiker der Bundesebene, so ist deren Urteil nüchterner als das der Politiker auf Landes- oder Kommunalebene. Dazu braucht man dann nicht unbedingt erst Gregor Gysi, dem Vorsitzenden der Linksfraktion, fragen.

Unbestritten ist der gesamtdeutsche Investitionsbedarf. Das ist ein politisches Versäumnis, dass dem Streben nach der „schwarzen Null“ geschuldet ist. Denn schließlich zwingt die Schuldenbremse auch Länder und Kommune zum Schuldenverzicht. Schwimmbäder werden dann gern als Beispiele angeführt, obwohl sie eigentlich keine Angelegenheiten des Bundes, sondern der Kommunen sind. Erst mit der Schuldenbremse erfahren kommunale Schwimmbäder eine Nationalisierung der anderen Art.

Der Soli hat allerdings noch immer seine Berechtigung, auch in den ostdeutschen Ländern. Anhand von drei Beispielen kann man den Investitionsbedarf sehr gut nachvollziehen. Schließlich ist das Lohnniveau in diesen Ländern geringer, weshalb die dortigen Landeskassen über weniger Geld verfügen. Und am Beispiel der Bundesstraße 321, die in Schwerin am Grünen Tal vorbeiführt, erkennt man die Notwendigkeit der Ausbesserung sehr gut an den tiefen Schlaglöchern. Und wenn man sich den Hintergrund zur Schweriner Stadionbrücke anschaut, leuchtet einem der Sinn der Solidarität mit Ostdeutschland ein. Der ADAC bemängelte diese Brücke regelmäßig als eine der schlechtesten Deutschlands. Es bedurfte einer langen Finanzierungsplanung in Schwerin, bis endlich der Abriss und der Neubau dieser Brücke beginnen konnten.

Wozu also noch die Runde bei Günther Jauch?

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