Freitag, 24. Oktober 2014

Mein Bericht aus Berlin



Vom Montag, dem 20. Oktober 2014, bis Donnerstag, den 23. Oktober 2014, war ich Berlin. Ich war ja vom SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Hampel eingeladen. Im Vorfeld hatte ich aufgrund des GDL-Streiks schon die Befürchtung, dass ich aus Berlin nicht zurückkomme. Doch aus gegebenem Anlass wurde eine Busreise organisiert. Das dauerte zwar länger und war unbequemer als eine Reise mit der Bahn, dafür war es aber sicherer. So fuhren wir 09.30 los und waren gegen 16.00 am Hotel in Berlin angekommen. Dort wurden wir von Uli Hampel auch gleich persönlich in Empfang genommen und begrüßt. Anschließend Einchecken im Hotel. Tja, Einzelzimmer im Mercure Hotel am Tempelhofer Flughafen in Neukölln. Darüber kann ich mich echt nicht aufregen, weil ich ja nichts zahlen brauchte. Aber wenn ein Hotel mit vier Sternen vor dem Eingang wirbt, sollte es tatsächlich gehoben sein. Zweifellos war das Personal nett, zuvorkommend und kompetent. Doch die Zimmer wiesen Spuren von Lädierungen auf. Und festgeschraubte Seifenspender wirken auch nicht wie vier Sterne. Also mir wäre ein Landhotel ohne Sterne lieber gewesen.
 
Der restliche Abend des ersten Tages stand nach dem Abendessen jedenfalls zur freien Verfügung. Also ab in die Kneipe mit den Kollegen. Ausgerechnet eine Raucherkneipe haben die Kollegen ausfindig gemacht, es war aber jedenfalls ganz nett und bodenständig. Nur leider war das Bäreneck eine Fußballkneipe, hm.

Am nächsten Morgen erwartete uns ein reichhaltiges Frühstück. Da ich morgens keine Heißgetränke zu mir nehme, hoffte ich auf einen Kakao. Dieser blieb jedoch aus. Also wich ich auf den Saft aus. Und in Hotels gibt es immer diese verdammten 0,2-cl-Gläser. Was soll das? Wenn ich Schnaps trinken will, passen die vielleicht. Für Saft sind andere Gläser angebracht.

Nach dem Frühstück schaute ich in die Sauna. Die wurde extra für mich angeheizt. Leider musste ich die Handtücher erst selbst suchen. Auch nach der Umkleide und einer funktionierenden Dusche musste man lange Ausschau halten. Bei der Sauna ist es allerdings tatsächlich angebracht, dass dort nicht zu viele Gäste hinkommen. Schließlich war der Ofen unpassend in die Ecke gebaut. Wenn dort jemand aus der Ecke fällt, landet er direkt auf dem Grill. Ein hohes Risiko also. Ansonsten hat das Saunieren auch keinen Spaß gemacht. Es gab weder ein Eisbecken, noch gab es eine Uhr, um die Zeit im Auge zu behalten.

Nach der Sauna waren dann auch die restlichen Kollegen wach. Also fuhren wie zur Besichtigung der Stadt im Bus. Eine Busfahrt mit Stadtbesichtigung ist aufgrund der unbequemen Fahrt und zum Fotografieren ungeeignet, aber bei Berlins Größe leider angebracht. Wir sahen vieles in Neukölln, Kreuzberg, Charlottenburg, den Wedding. Irgendwie gab es da nur Villen und katholische Kirchen. Ich dachte, Berlin sei eine protestantische Arbeiterstadt gewesen. Nun ja, aber der Ostteil Berlins ist ja auch schöner. Allerdings sitzen viele Botschaften im Westteil der Stadt. Danach erfolgte das Mittagessen im Restaurant „Zur Nolle“ am Bahnhof Friedrichsstraße. Das war ganz urig dort. Dass Essen war gut. Anschließend ging es ins Bundespresseamt zum Gespräch mit einem Referenten der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationssicherheit. Da konnte man viele seiner Fragen loswerden. Im Anschluss an das Gespräch erfolgte der zweite Teil der Stadtrundführung, dieses Mal im Osten der Stadt. Da sahen wir nicht nur, das Brandenburger Tor, den Alexanderplatz, Unter den Linden, die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes und vieles mehr, sondern auch den Gendarmenmarkt. Dort durften wir sogar aussteigen. Danach kam dann auch das Abendessen im BERLIN Pavillon direkt vor dem Reichstag dran. Ob Restaurant die richtige Beschreibung dafür ist? Ich würde aufgrund der Atmosphäre eher von Imbiss sprechen, aber das Essen war gut. Und ich sehe mich als einfachen Menschen und bin genügsam.

Danach im Reichstag erfolgte erst einmal die Sicherheitsüberprüfung. Das war lustig. Einen Besuch kann ich jedem empfehlen, der nicht krankenversichert ist. Schließlich kann er sich dort kostenlos durchleuchten lassen. Natürlich sprang auch bei mir der Metalldetektor an. Es war allerdings nur der Gürtel. Mein Messer habe ich vergessen, vorher aus der Tasche zu nehmen. Allerdings versprach ich, es im Gebäude nicht mehr herauszuholen. Und so gingen wir auf die Besuchertribüne über dem Plenarsaal. Da gerade keine Sitzungswoche war und die Scheiben der Kuppel geputzt wurden, waren die Sitze und Bänke gerade abgedeckt. Jedenfalls erklärte ein Referent des Bundestages die Sitzordnung des Bundestages und grob den historischen Werdegang des Gebäudes. Danach durften Fragen gestellt werden. Und etliche Besucher wähnten sich in irgendwelchen Actionfilmen. So kam die Frage nach möglichen, aber höchst unwahrscheinlichen Terrorszenarien auf. Die Gedankengänge der Menschen sind beeindruckend. Sie wissen um Flugzeuge, die in Häuser stürzen können. Doch die Zeit für die Benennung des Namens vom Bundestagspräsidenten, des Außenministers sowie des aktuellen Bundesratspräsidenten dauerte länger. Aber so ist das halt. Die Serien „House of Cards“ und „24“ zeigen eher die ständige Bedrohung durch Terrorflugzeugen auf, so dass selbst die Namen der Mehrheitsführer im US-Senat und US-Kongress beiläufig erscheinen.
 
Danach führte uns Uli Hampel noch durch den Bundestag sowie in die SPD-Fraktion. Dort saß ich auf einem der ganz wenigen Sitze aus Mecklenburg-Vorpommern. Anschließend ging es ins Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und das Paul-Löbe-Haus. Tja, das waren gewaltige Häuser. Und natürlich durfte danach das obligatorische Foto mit dem Bundestagsabgeordneten nicht fehlen. Abschließend durften wir noch auf die Dachterrasse. Bei Nacht ist das ein wunderbarer Ausblick. Der Fernsehturm am Alex leuchtet, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor, die Siegessäule und selbst die US-Botschaft zu Berlin. Als ich anschließend nach unten ging, fragte ich noch einen Kollegen der Bundestagspolizei, weshalb er derartig zivil aussehe, und ob die Bundestagspolizei selbst ausbildet. Bei 170 Beamten schien mir das sehr unwahrscheinlich. Der Kollege war ein sehr höflicher Mann und erklärte alles.
 
Das alles war zweifelsfrei ein langer Tag, der bis 22.00 ging. Also gab es nur noch ein Bier in der Kneipe Bäreneck.

Am nächsten Tag ging es nach dem opulenten Frühstück ins Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Dem Referenten durfte man ebenfalls alle wichtigen Fragen stellen. Und natürlich wollten viele Kollegen wissen, warum es so viele Ausnahmen beim Mindestlohn gab, und ab wann man bei der Rente ab 63 in den Ruhestand gehen darf. Sämtliche Fragen wurden wie beim Mitarbeiter des Bundesdatenschutzbeauftragten höflich beantwortet.

Um die Ecke durften wir danach ins Restaurant „Zum Thüringer“. Das Restaurant liegt nämlich in der Landesvertretung von Thüringen und gegenüber der nordkoreanischen Botschaft. In der Gaststätte gab es echtes thüringisches Essen. Nur die angebliche thüringische Rostbratwurst vor dem Eingang war nicht echt.

Gestärkt vom Essen fuhren wir in die Ausstellung „Topographie des Terrors“, ein beängstigender Ort mit faschistischer Vergangenheit. Wenigstens erfüllte mich die Ausstellung mit Stolz, denn meine geistigen Väter und Mütter mussten für ihre richtigen Überzeugungen viel erleiden. Schläge, Verhöre. Das führte oft ins Konzentrationslager und/oder in den Tod. Viele Helden des Widerstands wurden dort aufgeführt. Allerdings hat die Ausstellung ein paar wissenschaftliche Mängel. So stand auf den Tafeln von „Bolschewismus“ und „bolschewistisch“. Das war aber ein Ausdruck der Nazis zur Verunglimpfung der Sowjets, Kommunisten und anderer. Jedoch müsste es richtigerweise „Bolschewiki“ heißen. Auch sprach eine Schautafel von der totalen Vernichtung der polnischen Juden nach der Eroberung Polens 1939. Zweifellos mussten Juden unter der Nazi-Herrschaft viel erdulden. Terror, KZ und Tod. Doch die Wannseekonferenz im Januar 1942 begründete erst die industriell zu erfolgende Massenvernichtung der Juden.

Danach ging es zum Potsdamer Platz, wo wir die Deutsche Gesellschaft aufsuchten. Dort wurde uns der Hintergrund und die Arbeit der Gesellschaft erklärt. Ich verstand den selbst gesteckten Auftrag der Gesellschaft als Bildungsauftrag zur Förderung des Verständnisses der Ostdeutschen für die Demokratie und die Bundesrepublik. Gleichzeitig dürfen sich Westdeutsche am zweifellos schlechten Leben in der DDR ergötzen. Um eins festzuhalten: Ich bekenne mich zur Bundesrepublik. Sie ist eindeutig besser als die DDR, weil sie jedem einzelnen Menschen mehr Möglichkeiten einräumt, als es die DDR jemals vermochte. Außerdem bin ich sehr froh, überwiegend in der Bundesrepublik aufgewachsen sein zu dürfen. Doch in der Geschichte ist nicht alles schwarz und weiß, wie es uns bei der Deutschen Gesellschaft vorgestellt wurde. Deswegen nenne ich den Namen des eingeladenen Zeitzeugen nicht, der bei einem Fluchtversuch nach West-Berlin erwischt wurde. Er bemängelte, dass sich viele DDR-Bürger nie mit der ostdeutschen Gesellschaft auseinandersetzten. Doch niemand arbeitet bewusst in einer Gesellschaft. Kein Bundesbürger, kein Schwede und kein Russe steht morgens auf und sagt sich dann: „Heute bringe ich mein Land voran!“ Und wenn Bundesbürger mehr politisches Bewusstsein entwickeln sollten, dann stellten sie ebenfalls Unzulänglichkeiten in der Bundesrepublik fest. Im Gegensatz zum Zeitzeugen beeindruckte mich Wolfgang Welsch mehr. Welsch ist reaktionär bis in die Haarspitze und diffamierte seine Ex-Frau in seinem Buch „Ich war Staatsfeind Nr. 1 – Fluchthelfer auf der Todesliste der Stasi“ wortwörtlich als Lesbe und Schlampe. Doch er wollte etwas in der DDR bewirken. Trotz seiner Ansichten muss man ihm das zweifellos anrechnen.
 
Nachdem Vortrag ging es ins indische Restaurant „Amrit“. Das war ein Anblick: Gewerkschafter beim Inder. Da erkannte man schnell die zwei Lager im DGB. Auf der einen Seite die Ver.di, NGG, GdP (abwesend GEW), die sich mit dem Essen anfreunden konnten. Und auf der anderen Seite die Industriegewerkschaften wie IG Metall, IG BCE und IG BAU (abwesend EVG) mit richtigen Arbeitern. Vielen von diesen Kollegen war das vegetarische und fremdländische Essen zu gewöhnungsbedürftig. Das war ein sehr lustiges Bild. Aber selbst mir ist ein Fauxpas passiert, als ich mir Salat und Reis auffüllte. Danach wartete ich auf die Sauce, weil es mir so logisch erschien. Doch die anderen Kollegen aßen gleich los. Und das Warten auf die Sauce dauerte, also fing ich mit dem Essen ebenfalls an. Danach kam der Kellner mit der Sauce und lächelte über unsere Fehler. Er war aber sehr höflich und hielt uns unsere Fehler nicht vor.

Auch dieser Tag endete spät. So gegen 21.00. Also ging es wieder ins Hotel, danach ab in die Kneipe Bäreneck.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach einem guten Frühstück los in Richtung Heimat. Die Fahrt dauerte von 10.00 bis 17.30. Eben Stau auf der A1. Jedenfalls waren die Kollegen nach dem Besuch des indischen Restaurants derartig bedient, dass sie selbst während der Mittagspause nicht zu McDonald’s wollten. Stattdessen suchten sie ein deutsches Schnellrestaurant, das gerade bayrische Woche hatte, auf. Nur die NGG ging mehrheitlich zum US-amerikanischen Fast-Food-Laden. Dazu noch meine Person.
 
Abschließend möchte ich feststellen, dass die Reise sehr eindrucksvoll, interessant und schön war. Ich kann jedem Menschen empfehlen, einmal ihren Bundestagsabgeordneten in Berlin zu besuchen. Die Reise kostet nichts, solange man nicht bei Johannes Kahrs von der SPD mitfährt. Außerdem wird ein interessantes Programm geboten. Und wenn man nicht beim eigenen Abgeordneten mitkann, einfach bei einer anderen Gruppe mitfahren. Schließlich bin ich auch nicht in Uli Hampels Wahlkreis.