Mittwoch, 6. August 2014

NSA-Ausspähaffäre und Ukrainekrise



Letztens verfasste ich einen Post, der aufgrund meiner Äußerungen für politisch eher unbedarfte Personen prorussisch klingen dürfte. Ja, es stimmt, ich habe nichts gegen Russland, dessen Bevölkerung, dessen Kultur und Politik. Ich glaube sogar, ich mag Russland. Vielleicht weil viele Russen auf ihre plumpe, einfache Art geradezu ehrlich und deshalb liebenswürdig sind. Das mag ein Vorurteil sein, aber vielleicht kennen Sie das auch: Ein Russe identifiziert Sie als Deutscher und blüht regelrecht auf. Wahnsinn, obwohl wir Deutschen diesem Volk zu viel Leid zugefügt haben.

Derzeit ist die weltpolitische Lage ziemlich schwierig. In den Zeitungen liest man, und im Rundfunk hört man, was Russland alles so angestellt haben soll. Solche Verunglimpfungen gab es zwar schon oft, aber dieses Mal scheinen sich die Medien mit Kritik an Russland zu überwerfen.

Und dagegen lehnen sich in Leserbriefen (so auch in der SPIEGEL-Ausgabe 32/2014) und Kommentaren verschiedene Mitmenschen auf. So fordern, viele aufgrund der NSA-Ausspähaffäre gegenüber den USA ebenfalls Sanktionen. Zumal ja, kein Russe Deutschland etwas angetan hat.

Politiker halten in solchen Situationen eine relativ dumme Floskel entgegen: „Deutschland und die Vereinigten Staaten sind durch gemeinsame Werte und Wertvorstellungen miteinander verbunden.“ Ja? Welche Werte denn? Teilen die Russen nicht die gleichen Werte wie wir Deutschen und die US-Amerikaner? Schlagen etwa Russen ihre Kinder? Tun das US-Amerikaner oder Deutsche? Darf man in Russland unbestraft stehlen, rauben oder töten? Nein! Und ist unser gemeinsamer Wert nicht etwa nur unser kapitalistisches, demokratisches System? Sicherlich. Allerdings gab es noch nie eine Gesellschaft ohne Werte. So makaber das manchmal auch klingt.

Diese Forderung nach deutschen Sanktionierungen gegenüber den Vereinigten Staaten entspringt der Vorstellung der sogenannten, außenpolitischen Äquidistanz. Das beinhaltet theoretisch die gleiche Haltung der Bundesrepublik zu Russland wie zu den USA. Doch vielmehr entspringt dieser Geisteshaltung der Wunsch nach einem eigenständigen Weg in der deutschen Außenpolitik. Sozusagen der dritte Weg als eine Mittelmacht.

Doch das ist auch keine Lösung. In der Geschichte findet man dazu viele traurige Belege. Dagegen bedarf es vielmehr einer kontinuierlich wachsenden Zusammenarbeit Deutschlands mit allen Staaten unserer Erde. Das ist in einer globalisierten Welt nur angebracht. Also kein Lavieren der Bundesrepublik und Ausspielen ausländischer Partner. Schließlich sind wir alles nur Menschen.

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