Dienstag, 19. August 2014

Mein guter Freund Carsten Flönz



Letztens meldete sich ein alter Kommilitone und gute Freund bei mir. Er heißt Carsten und ist seit längerem Lehrer im Rheinland, wo er auch herkommt. Aufgrund seiner Affinität zur Stadt Köln habe ich ihm den Nachnamen Flönz verpasst. Flönz ist eine Blutwurst aus dem Rheinland. Und irgendwie passt das auch zu ihm.

Und nach dem Kontakt schossen mir lustige Erinnerungen in den Kopf. Der Carsten war immer ein Lieber. Am Anfang einer jeden Woche fragte er, wann wir dem Alkohol frönen können, und machten dann einen Termin aus: „Minsch, wat machen mer hügg abend?“ Daraufhin ich: „Ja, vielleicht einen Film schauen und dazu Bier trinken.“

Dann meinte Carsten immer so: „Isch sare Dir, mer jucke zur Tanke un holen uns dort Bier.“

Einmal gab es eine lustige Begebenheit. Der gute Carsten war dran mit Fahren. Also setzten wir uns in sein Auto und fuhren zur Tankstelle. Für die Fahrt hatte er stets Musik parat. Wenn „Viva Colonia“ lief, war er in seinem Element. Man musste dann zwar immer mitsingen, aber er bekam nicht mit, dass ich „Viva Polonia“ sang. Jedenfalls war er immer ein sehr vorsichtiger Fahrer und fragte regelmäßig, ob er zu dicht oder zu weit von der Zapfsäule steht. Ich meinte dann zu ihm: „Ramm doch einfach ‘mal eine Säule, steig aus dem Auto, tanz unter dem Regen und sag: ‚Ich habe Öl gefunden, nun sind alle meine Sorgen gelöst.‘ Und das bitte auf Kölsch!“ Ja, das wollte er dann doch nicht. Er sagte also nie: „Isch han Öl jefunden, no sin all ming Sorgen jelöst.“

Normalerweise kam Carsten immer bloß auf ein Bier vorbei. Daraus wurden dann immer mehr. Nachdem der Carsten sich dann mit Bier bei der Tankstelle eingedeckt hat, ging es dann zurück, um irgendwelche Filme zu schauen. Meistens war nach anderthalb bis zwei Stunden das Bier alle. Und weil Rheinländer solch gesellige Typen sind, fragte Carsten stets, ob wir erneut zur Tankstelle wollen. Das lehnte ich selten ab. Nach dem anfänglichen Alkoholkonsum musste das Auto allerdings nun stehen bleiben. Also gingen wir zu Fuß.

Angekommen bei der Tankstelle sagte Carsten Flönz: „Isch nehme dat Bier un ne Woosch.“ Auf die Wurst musste er dann noch etwas warten. Währenddessen klingelte das Telefon. Die Wärterin nahm ab, ihre Miene verfinsterte sich und sie musterte alle Kunden. Ich fragte sie, was los sei. Daraufhin antwortete sie, dass eine andere Tankstelle aus der Nähe gerade überfallen wurde. Wir sollten doch bitte warten, bis die Polizei auch hier vorbeikäme. Das machten wir auch. Als die Polizei dann über den Tankstellenhof fuhr und uns alle von außen musterte, gingen wir.

Ein paar Meter hinter der Tankstelle meinte ich zu Carsten, ohne mich umzudrehen: „Lass uns ‘mal bei der Bushaltestelle warten. Wir werden gerade von einem Streifenwagen verfolgt.“ Carsten erwiderte gedankenversunken: „Jo, jo.“ Als wir bei der Haltestelle waren, ging Carsten jedoch weiter. Ich forderte ihn erneut zur Pause auf, welcher er auch nachkam. Kurze Zeit später waren wir auf einmal von zwei Streifenwagen umzingelt, Polizisten stiegen aus und ein weiblicher Polizist hielt ihre Pistole griffbereit. Dann meinte Carsten: „Wat ess denn hee los?“

Wir wurden gefilzt und überprüft. Auf meine Frage, ob wir aussähen wie Räuber, fragte mich ein Polizist, woher ich vom Überfall wisse. Darauf Carsten: „Dat het uns de Wärterin en d'r Tankstelle jesaat.“ Anschließend durften wir gehen, weil ich mit dem Rheinländer Carsten wohl zu harmlos wirkte. Der kölsche Dialekt ist also ein guter Grund, der gegen jede Kriminalität spricht. Sicherlich gilt das auch für den Sächsischen, Schwäbischen, Hessischen und Bayrischen. Allerdings möchte ich diese Mundarten nicht erlernen, um Tankstellen auszurauben.

Demnächst folgt eine andere Begebenheit mit einem guten Freund aus dem Münsterland, einem Niederländer, einem Schwarzafrikaner und Prostituierten. Bleiben Sie also gespannt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen