Donnerstag, 7. August 2014

Die Wandlung von Science Fiction



Früher war ich ein großer Science-Fiction-Fan. Doch heute, ne! Science Fiction bedeutet stumpf übersetzt Wissenschaftsfiktion. Und was heute unter dem Begriff Science Fiction publiziert wird, ist Beschwichtigung der Massen und eine bloße Ansammlung von special effects. Dabei ist Star Wars nicht einmal Science, sondern bloße Fiction oder Fantasy. Genauso Stargate, Babylon 5 etc.

Seine Anfänge nahm das Science-Fiction-Genre mit Jules Verne im 19. Jahrhundert. Verne schrieb unter anderem Klassiker wie „Reise um die Erde in 80 Tagen“ (1873). Indem der Hauptdarsteller Phileas Fogg immer weiter ostwärts reiste, bewies er, dass die Erde nicht nur eine Kugel ist, sondern dass man durch die Passage von allen Zeitzonen einen Tag herausholt. Ich sollte mich einen Meter südlich des geographischen Nordpols mehrere Mal ostwärts im Kreis bewegen. Dann schinde ich wohl meinen Tod etwas raus.

Jedenfalls belegte Verne mit seinem Meisterwerk, dass man auch dadurch gewinnt, indem man sich kulturell öffnet. Das wäre doch eine ganz interessante Inszenierung für ein hippes Berliner Theater. Anstatt dass sich der Charakter Fogg dann gen Osten bewegt, geht er in der neumodischen Inszenierung grundsätzlich westwärts und erfährt dadurch ebenfalls einen Zeitgewinn sowie eine Bereicherung seines Lebens. Aber meine kreative Spinnerei ist erst einmal nebensächlich.

Das Genre Science Fiction erfuhr in den 1960ern durch Gene Roddenberry einen enormen Schub. Mit dem Raumschiff Enterprise zeigte uns Roddenberry auf, dass uns durch (unsere irrationale, oftmals fehlerbehaftete) Menschlichkeit und nicht durch Vernunft stets mehr als nur zwei Möglichkeiten offenstehen. Das haben Captain Kirk und Captain Picard sowie ihre jeweiligen Crews uns aufgezeigt.

Doch was danach kam, war eine Darstellung von Siegen um des Sieges Willen. In Star Trek: Deep Space Nine, Star Trek: Raumschiff Voyager und Star Trek: Enterprise mussten die Helden ihre jeweiligen Gegner immer niederringen, damit die eigene glorreiche Gesellschaft fortbestehen durfte. Bei den Siegen gab es keine Kompromisse und Zugeständnisse. Das ist symptomatisch für unsere aktuelle Gesellschaft, wenn man an den Kampf gegen den Terror denkt. Die Ukrainekrise, der Nahostkonflikt und viele andere Konflikte dieser Welt.

Damit der Konsument dieser späteren Serien auch sieht, wie gut es ihm eigentlich und überhaupt geht, wurden besondere Stilmittel eingesetzt. So etwa das Paralleluniversum, was es physikalisch gar nicht gibt. Denn hat jede Sache ihr Gegenteil oder ihre Umkehrung? Ja? Dann stellen Sie sich doch bitte vor, was das Gegenteil oder die Umkehrung von Ihnen selbst ist. Das funktioniert nicht, oder? Oder stellen sich das Gegenteil von 5 vor? Ist das zwangsläufig der Kehrwert, also ¹⁄₅? Oder was könnte die Parallele von 5 sein? Das ist alles ist zu abstrus.

Mit der Schöpfung des Paralleluniversums wollen die Produzenten darstellen, wie arm es in anderen Gesellschaften ist, und wie erstrebenswert die eigene Gesellschaft ist. Vielleicht, weil es dort keinen vergleichbaren Superhelden gibt. Vielleicht, weil diese Pendant-Gesellschaft totalitär ist. Vielleicht, weil die Menschen im Paralleluniversum stets glücklos scheitern.

Mit der Erfindung des Paralleluniversums will uns Hollywood aufzeigen, dass es anderswo nur schlimm ist und wir Glück haben, hier zu leben. Also bitte nicht aufregen. Keine Demonstrationen, Ausschreitungen oder Revolution bitte! Bitte lieber Star Wars gucken!

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