Samstag, 2. August 2014

Die Ukraine, Russland, Flug MH17: Die Ukrainekrise



Am 17. Juli 2014 stürzte das Malaysian-Airline-Flugzeug 17 von Amsterdam auf dem Weg nach Kuala Lumpur in der Ostukraine ab. Dieses tragische Unglück begegnet uns nun täglich in den Medien. Und mittlerweile ist für jeden unbestritten, dass das Flugzeug abgeschossen wurde. Schließlich sprechen alle Parteien davon, die ukrainische, die russische, die US-amerikanische und die europäischen Führungen. Alles scheint erwiesen zu sein, weshalb Medien wie der SPIEGEL, Tagesschau, die heute-Sendung, Weltspiegel und weitere von einer russischen Schuld sprechen.
 
Doch halt! Indizien sind keine Beweise. Da halfen auch Ellen Ehnis zwei stümperhafte Versuche zweier ARD-Brennpunkte zum Absturz nicht weiter. Ehnis angeblicher Luftfahrt-Experte Ralph Thiele war kein Pilot oder ähnliches, sondern ist militärischer Lobbyist und deshalb kein wirklicher Luftfahrt-Experte. Und Irre wie der Separatistenführer, der sich in einem Telefonat mit einem Flugzeugabschuss selbst rühmte, sind aufgrund ihres selbstherrlichen Machowesens schlechte Belege.

Vieles spricht zwar dafür, dass die Separatisten in der Ostukraine von russischer Seite unterstützt werden. Bislang ist aber nur die menschliche Unterstützung der nach Unabhängigkeit strebenden Ostukrainer durch Russen bewiesen.

Vieles spricht dafür, dass der Flug MH17 von einer Bode-Luft-Rakete abgeschossen wurde. Dabei handelt sich um das Flugabwehrsystem Buk M1, welches sowohl die Russische Föderation sowie Ukrainische Republik besitzen. Ob es eine russische, von Separatisten abgeschossene Rakete ist, ist bislang nicht auszumachen. Ein ukrainisches Amateurvideo will zwar den Beweis liefern, allerdings sind weder Ort noch Zeit, noch Beteiligte zweifelsfrei verifizierbar.

Und so ist es vermessen, wenn sich der aktuelle SPIEGEL (31/2014) zum Rächer der Entrechteten aufschwingt und sich erlaubt, für die Opfer zu sprechen. Selbst ich maß mir nicht an, für meine verstorbene Großmutter zu sprechen. Und die kannte ich mein ganzes Leben.

Es ist richtig, dass man den Angehörigen der Opfer die lückenlose, rückhaltlose Aufklärung schuldet. Doch die Einseitigkeit der Berichterstattung ist geschmacklos und nicht angebracht.

So berichteten die Tagesschau und ein Weltspiegel Extra nach dem Absturz von dem Aufenthalt von Experten an der Unglücksstelle. Danach erfolgten erneut Kämpfe zwischen der ukrainische Armee und den Separatisten. Doch wozu musste das ukrainische Vorgehen sein? Die Separatisten gestatteten den ausländischen Ermittlern den Zugang zur Absturzstelle. Lediglich die Presse musste zurückbleiben. Doch ist das nicht verständlich? Aus Respekt vor den Opfern gehört sich keine Nahaufnahme. Nun spricht die Tagesschau vom ersten Besuch der Absturzstelle von Ermittlern, und die Medienvertreter dürfen trotzdem nicht vor.

Mit voller Hochachtung zeigte der Weltspiegel bereits vorher, wie eine ukrainische Bewohnerin aus der Umgebung Frackteile als angebliche Beweise beiseiteschuf. Doch dabei dürften sich jedem Kriminalisten die Haare sträuben. An heimischen Unglücksstellen verwahren sich deutsche Kriminalisten ebenfalls gegen Einmischung durch sachunkundige Mitmenschen.

Doch ich kann Gulineh Atai, der ARD-Korrespendentin vom WDR, durchaus irgendwo verstehen. Sie ist anti-russisch, ich nicht. Und wenn ich Partei ergreife, blende ich auch gern missliebige Sachen aus. Doch derartige einseitige Parteinahme unterläuft mir dann doch nicht. Schließlich frage ich hier nicht, wem der Abschuss des Flugzeugs am meisten nutzte. Das „Cui bono?“ ist geschmacklos und unangebracht.

Deswegen mein Rat an Gulineh Atai: Schon im Georgienkrieg 2008 gab es eine schnelle Vorverurteilung Russlands, doch nachher stellte sich die Schuld Micheil Saakaschwilis und seiner georgischen Getreuen heraus.

Da hilft auch die von US-Präsident Barack Obama neuaufgelegte Hunnenrede nicht weiter. Obama hat sich mit seinem Drohnenkrieg und dem Gefangenenlager Guantanamo Bay selbst moralisch disqualifiziert.

Doch was mich verwundert, ist, dass niemand mehr über die Krim spricht. Vielleicht will die russische Regierung auch nur ablenken, um sich die Halbinsel dauerhaft zu sichern. Das scheint aufzugehen, weil Bundesaußenminister Frank-Walther Steinmeier in seinem SPIEGEL-Interview (31/2014) mit keinem Wort die Rückgabe der Krim forderte.

Jedoch beweisen die verschiedenen außenpolitischen Handlungen und Pläne der USA und EU, was wirklich wichtig ist, und welches Russland man sich wünscht. Indem die russische Elite sanktioniert werden soll, erhoffen sich die US-amerikanischen und europäischen Außenpolitiker eine stärkere Einflussnahme dieser Leute auf die russische Politik. Diese Sanktionen treffen zwar keine Unschuldigen, aber eine Rückkehr zum Russland der 1990er Jahre mit Jelzin und seinen Oligarchen ist die falsche Lösung.

Doch sollten wir bei diesem Konflikt gewarnt sein. Bloß weil die Ukraine sich außenpolitisch neuorientiert, macht es das alles nicht besser. Die Ukraine ist auch weiterhin ein politisch und sozial ungerechter Staat, was sie nicht als westlichen Partner qualifiziert. Der Feind meines Feindes ist eben nicht zwangsläufig mein Freund. Doch bei diesem Satz ist fraglich, ob Russland tatsächlich unser Feind ist. Das sehe ich nämlich nicht so.

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