Donnerstag, 24. Juli 2014

Die falschen Voraussetzungen für diese Welt



Es gibt viele Bedingungen, die ein Mensch erfüllen muss, um einen Job zu bekommen. Als Katholik kann man sich überall bewerben. Als Protestant braucht man sich nicht bei den Katholiken bewerben. Als Westdeutscher kann man im Osten Deutschlands alle Posten bekleiden, während Ostdeutschen dieses Glück im Westen unserer Republik versagt bleibt. Die Ostdeutsche Johanna Wanka war im zweiten Kabinett von Christian Wulff bislang eine Ausnahme.

Ich wollte gern bei der Evangelischen Kirche arbeiten. Objektiv verkörpere ich alle Kriterien. Scheinbar. Schließlich machten damals immer die anderen das Rennen, denn ich hatte nicht die passende Qualifikation. Hm. Liebend gern hätte ich die Landeskirche Hessen-Nassau auf ihrem Weg der Modernisierung beraten und begleitet. Wahnsinnig gern wäre in der Landeskirche Hannover Volontär geworden. Mit großer Leidenschaft hätte ich die Lobbyarbeit der EKD in Brüssel geleistet. Alles Absagen. Okay, eigentlich bin ich glücklich, aber schade ist es trotzdem.

Doch stellen wir uns einmal Jesus vor. Bekanntlich hatte er ja zwölf Apostel und noch mehr Jünger. Sein erster Apostel war Simon Petrus, ein Fischer aus Galiläa (vgl. Lukas 5, 1-11). Wenig erfolgreich dazu, aber egal. Was wäre, wenn Jesus zu Simon nicht gesagt hätte: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Was wäre, wenn Jesus Simon nach seiner Qualifikation gefragt hätte? „Pah, Du bist Fischer? Wo ist Dein Abschluss? Kannst Du PR und Öffentlichkeitsarbeit? Kannst Du überhaupt schreiben oder lesen? Außerdem riechst Du widerwärtig!“ Oha, das Christentum wäre schnell gescheitert.

Ich bin nicht für die anglo-amerikanische Mentalität des „Hire’n’fire“. Ich bin ja Gewerkschafter. Allerdings bin ich für Chancen. Und selbst Jesus hat Simon, einem erfolglosen Fischer und bekennenden Sünder, „eingestellt“.

Nun frage ich mich, ob ich in der Kirche noch richtig bin. Wozu eine formale Zugehörigkeit zur Kirche und deren Kirchensteuer, wenn ich auch ohne christlich leben kann? Ich kann es doch auch wie der verlorene Sohn (Lukas 15, 11-32) machen. Ich bin am Zweifeln. Meine Heimatgemeinde war toll. Als Zugezogener in meiner neuen Gemeinde bin ich fremd. Es ist kalt, der Kontakt oberflächlich, wenn er überhaupt existiert. Bedarf es dazu noch eine formale Zugehörigkeit und Steuern? Findet man nicht laut Luther allein durch den Glauben zu Gott (Römerbrief 3, 21-28)?



Dieser Post wurde am Samstag, dem 24. Mai 2014, auf meinem alten Blog (http://mein-woechentlicher-aufreger.blogspot.de) zuerst veröffentlicht. Da ich meine Zugangsdaten für den alten Blog verloren habe, erstellte ich einen neuen. Deshalb habe ich diesen Post hier erneut eingestellt, obwohl er vielleicht nicht mehr aktuell ist.

1 Kommentar:

  1. Irgendwo habe ich darüber schon gelesen, aber hier habe ich gelernt, vieles mehr. Ich gratuliere dem Autor des Eintrags und Herzlich grüße ich!

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